Die am häufigsten verwendeten Tragenlagerungen in Europa
Jedes europäische Land hat sein „eigenes“ für Rettungseinsätze bevorzugtes Basismodell für Tragenauflagen und Tragenlagerungen im Krankenwagen.
Die bevorzugte Lösung ergibt sich aus einer Reihe von Elementen:
• Tradition;
• Organisation der Rettung;
• Ausbildung des Personals;
• Prädisposition für technologische Innovation;
• Budget.
Es gibt keine Ideallösung, da jedes Land/System unterschiedliche Faktoren in den Vordergrund rückt.
Ein differenziertes, dynamisches Szenario
Italien und Frankreich bevorzugen nach wie vor manuell bediente Tragenlagerungen.
In Deutschland hingegen kommen vorrangig Tragenlagerungen mit Elektromotor zum Einsatz, in den Niederlanden ist dies bereits ausnahmslos der Fall.
Die osteuropäischen Länder orientieren sich an den deutschen Erfahrungen, von denen sie die Organisation der medizinischen Notfallversorgung übernehmen, und bereiten sich deshalb auf eine Umstellung von manuellen auf elektrische Tragenlagerungen – auch mit Hightech-Ausstattung – vor.
Die Erfahrungswerte von Stem Technology sind bezeichnend für die Situation in verschiedenen europäischen Ländern. Konkret werden in den 2.400 italienischen Rettungszentren die Modelle MODU-1-TR und MODU-2-TR, d. h. Tragenlagerungen mit einfachem oder Doppelfach und 300 mm seitlicher Verschiebung, am häufigsten eingesetzt. Die Entriegelung der Verschiebung erfolgt über ein Fußpedal.
In Frankreich bevorzugt man das Modell R-3L wegen seiner zahlreichen Funktionen und seiner einfachen Handhabung; außerdem verfügt es über ein Sicherheitssystem, das wie alle elektromechanischen Tragenlagerungen von Stem das Entladen der Trage auch ohne Stromversorgung ermöglicht.
In Deutschland ist eher das elektrische System MEC-EL verbreitet, auch wenn sich der Markt in letzter Zeit zunehmend in Richtung der moderneren Version Compact-EL bewegt, einer Tragenlagerung mit einem doppelten Standardfach für Spineboard und Schaufeltrage. Die Neigungssteuerung der ausziehbaren Fläche ermöglicht die Regulierung der Ladehöhe; die Entriegelung per Fußpedal für die seitliche Bewegung ermöglicht die Arretierung der Lagerung in jeder Position.
Der Trend hin zu gefederten Tragenlagerungen
Es besteht ein wachsendes Interesse an moderneren Lagerungen mit innovativer Federung, die heute für die verschiedene Patiententypen unverzichtbar ist, wie z. B. für Patienten mit Polytrauma, bei denen die Minimierung von durch unebenen Untergrund verursachten Vibrationen und Stößen für einen besseren klinischen Verlauf unerlässlich ist.
Aufschlussreich war dabei die Situation eines Patienten, der sich nach einem Autounfall zur Rettung seiner Gliedmaßen einer Sauerstofftherapie in einer Überdruckkammer unterziehen musste. Für seine Verlegung aus der Station waren jeden Tag zwei Fahrten mit dem Krankenwagen erforderlich. Der Patient wurde diverse Male sowohl auf einer ungefederten als auch auf einer gefederten Trage transportiert. Mit gefederter Tragenlagerung war die auf die beeinträchtigte Gliedmaße übertragene Vibration deutlich geringer, was auch für die Therapie sehr von Vorteil war.
Elektrische Tragenlagerungen: Marktausrichtung
In Bezug auf elektrische Tragenlagerungen entwickelt sich der Markt in Richtung von Produkten mit hohem Leistungsniveau, das insbesondere von zwei Modellen angeboten wird: OPTIMUS-PESP-TR und EDEN.
Dank ihrer hydropneumatischen Federung sorgt die Tragenlagerung EDEN für reduzierte Vibrationen und somit für eine Reduzierung der für die Patienten unangenehmen Kinetose. Darüber hinaus kalibriert EDEN die Federung zwischen 0 und 400 kg und ist daher für alle Arten von Patienten, einschließlich Kindern, geeignet.
Stem hat in Zusammenarbeit mit der Universität Padua Studien und Tests für die Ermittlung der Wirksamkeit und der Vorteile dieser Tragenlagerung gemäß der Norm ISO 2631-1 über die Auswirkungen von während der Fahrt auf den Patienten übertragenen Vibrationen auf den menschlichen Körper durchgeführt. Dabei wurde festgestellt, dass die besonders schädlichen niederfrequenten vertikalen Vibrationen um 50 % reduziert werden. EDEN eignet sich somit für alle Transporte: Patienten mit Infarkt, Polytrauma, intubierte Patienten, Neugeborene und Kinder.
Der Blick auf Rettungspersonal und Sicherheit: das Ladesystem
Außerdem sollte ein Ladesystem vorhanden sein, das das Be- und Entladen der Trage erleichtert, da der Be-/Entladevorgangs beim Rettungspersonal mitunter zu akuten Muskel- und Skeletterkrankungen führen kann.
Ein elektrisch gesteuertes System wie SHERPA, mit dem die Trage per Schnellspanngurt von der Tragenlagerung gezogen bzw. getrennt werden kann, verringert die Anstrengung auch beim Ein- bzw. Ausladen bariatrischer Patienten erheblich. Außerdem werden Unfälle beim Entladen verhindert: Der Sicherheitsgurt „hält“ die Trage, bis sie vollständig auf dem Boden steht.
Der technologische Fortschritt fördert so einen empathischeren Arbeitsansatz des Krankenwagenpersonals. Befreit von körperlicher Anstrengung und mit geringeren Bedenken hat das Rettungspersonal mehr Zeit, sich der emotionalen und psychologischen Unterstützung des Patienten und seiner Angehörigen zu widmen, insbesondere bei Einsätzen zu Hause.
Wenn man sich die Ausstattung der Not- und Rettungsdienste in Europa ansieht, erkennt man einen Trend zur Vielseitigkeit der Rettungsfahrzeuge und zum Einsatz verschiedener Modelle von Tragenlagerungen in der bereitstehenden Rettungswagenflotte.